Scarf-Osteotomie
Für die schnellen Leser – Auf einen Blick
Bei der Scarf Osteotomie handelt es sich um ein technisch komplexes aber hoch effizientes Korrekturverfahren zur Behandlung mittelgradiger Fehlstellungen des 1. Mittelfußknochens im Rahmen einer Hallux-valgus-Deformität. Der große Vorteil der Scarf-Osteotomie ist die sofortige Belastbarkeit des Fußes nach der Operation.
Was ist eine Scarf-Osteotomie?
Eine Scarf-Osteotomie ist eine Z-förmige Osteotomie (Durchtrennung des Knochens). Die Osteotomie wird dabei vom Mittelfußköpfchen bis in den Schaft (Diaphyse) durchgeführt, weshalb sie auch als diaphysäre Osteotomie bezeichnet wird. Anschließend wird das erste Mittelfußköpfchen soweit wie erforderlich ins Innere des Fußes also nach lateral geschoben, und die Abweichung des 1. Mittelfußknochens korrigiert (Korrektur des Metatarsus primus varus im Rahmen einer Hallux valgus Korrektur).
Wann ist eine Scarf-Osteotomie erforderlich bzw. empfehlenswert?
Die Scarf-Osteotomie wird in aller Regel zur Korrektur einer mittelgradigen Hallux valgus Deformität durchgeführt. Sie ist dann ein Teil der Korrektur und wird mit einer weichteiligen Zentrierung des Großzehengrundgelenkes also einem lateralen Release und einer medialen Kapselplastik kombiniert. Von erfahrenen Kollegen wird sie bis zu einem Intermetatarsalwinkel von ca. 17-18° angewandt. Sie zeichnet sich durch ihr hohes Korrekturpotentzial aus, ist aber technisch komplex und deshalb dem geübten Fußchirurgen vorbehalten.
Wie wird eine Scarf-Osteotomie durchgeführt?
Im Rahmen einer operativen Hallux valgus Korrektur wird zunächst das Großzehengrundgelenk von der Innenseite eröffnet. Die prominente mediale Pseudoexostose des ersten Mittelfußköpfchens wird mit der Säge abgetragen. Dann wird ein sogenanntes laterales Release also eine Entspannung der verkürzten Gelenkkapsel auf der Außenseite des Großzehengrundgelenkes (in der Tiefe des Fußes) durchgeführt. Danach wird die Z-förmige Osteotomie des 1. Mittelfußknochens mit einer Spezialsäge vorgenommen. Das Mittelfußköpfchen kann danach verschoben und mit einer Spezialschraube in der Korrekturstellung fixiert werden. Abschließend erfolgt der Kapselverschluss auf der Innenseite des Großzehengrundgelenks.
Klinisches Bild eines leichten bis mittelgradigen Hallux valgus et Metatarsus primus varus bds
Leichter bis mittelgradiger Hallux valgus mit Metatarsus mit prominenter medialer Pseudoexostose des MFK-1-Köpfchens im Röntgenbild
Röntgenbild seitliche Ansicht
Röntgenbild nach Scarf-Osteotomie des 1. Mittelfußknochens und Akin-Osteotomie des Grundgliedes D1
Röntgenbild seitliche Ansicht
Entsprechendes Röntgenbild des rechten Fußes nach identischer Operation
Röntgenbild seitliche Ansicht
Hallux valgus Korrektur durch eine Scarf-Osteotomie in Kombination mit einer Akin-Osteotomie
Nachbehandlung nach Scarf-Osteotomie
Wesentlicher Vorteil der Scarf-Osteotomie ist neben ihrem großen Korrekturpotentzial, die sofortige Belastbarkeit des Fußes nach der Operation. In den ersten Tagen ist eine schmerzadaptierte Belastung in einem Verbandsschuh sinnvoll, zur Reduktion von Schmerzen und Schwellung ist gegebenenfalls der Gebrauch von Unterarmgehstützen empfehlenswert.
Welche Alternativen gibt es zur Scarf-Osteotomie?
Liegt eine leichte Hallux-valgus-Deformität vor, ist alternativ eine Chevron-Osteotomie in Erwägung zu ziehen. Liegt eine ausgeprägte Hallux-valgus-Deformität vor, ist alternativ eine Lapidus-Arthrodese oder eine sogenannte proximale Korrekturosteotomie des 1. Mittelfußknochens zu diskutieren. Dabei bleibt zu berücksichtigen, dass der operative Aufwand einer proximalen Korrekturosteotomie oder einer Lapidus-Arthrodese deutlich größer ist als der einer Scarf-Osteotomie und die Nachbehandlung langwieriger. Ist also eine Scarf-Osteotomie im konkreten Fall noch möglich, ist diese einer Lapidus-Arthrodese oder einer proximalen Korrekturosteotomie vorzuziehen.
Welche Vorteile hat die Scarf-Osteotomie?
Die Scarf Osteotomie hat ein hohes Korrekturpotentzial und kann bis zu einem Intermetatarsalwinkel von 18° zur Korrektur eines Hallux valgus durchgeführt werden. Zusätzlich ist eine Korrektur des Gelenkflächenwinkels und eine Plantarisierung des ersten Mittelfußköpfchens möglich. Falls gewünscht kann man durch die Scarf Osteotomie den 1. Mittelfußknochen verlängern oder verkürzen. Die Scarf-Osteotomie erlaubt direkt nach der Operation eine sofortige Belastung des operierten Fußes. Fehlheilungen oder eine unzureichende Heilung des Knochens sind bei korrekter technischer Durchführung der Scarf-Osteotomie äußerst selten.
Welche Nachteile hat die Scarf-Osteotomie?
Die Scarf-Osteotomie ist technisch anspruchsvoll und wird deshalb vor allen Dingen von sehr erfahrenen Fußchirurgen bevorzugt.
Fazit
Bei der Scarf Osteotomie handelt es sich um ein technisch komplexes aber hoch effizientes Korrekturverfahren zur Behandlung mittelgradiger Fehlstellungen des 1. Mittelfußknochens im Rahmen einer Hallux-valgus-Deformität. Der große Vorteil der Scarf-Osteotomie ist die sofortige Belastbarkeit des Fußes nach der Operation.