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Interpositions-Arthrodese-MTP1
Interpositions-Arthrodese-MTP1
Für die schnellen Leser – Auf einen Blick
Die Interpositionsarthrodese des Großzehengrundgelenkes ist ein etabliertes und zuverlässiges Verfahren zur Rekonstruktion der Großzehe nach vorausgegangener Resektionsarthroplastik (Brandes-Operation) mit Funktionsdefizit der Großzehe. Die funktionellen Endergebnisse sind gut mit den typischen Einschränkungen, die nach Versteifung des Großzehengrundgelenkes zu erwarten sind.
Was ist eine Interpositionsarthrodese?
Unter einer Interpositionsarthrodese wird eine Versteifung eines Gelenks mit gleichzeitiger Einfügung eines Knochenspans verstanden.
Die häufigste Interpositionsarthrodese des Fußes ist die Rekonstruktion der Großzehe durch Versteifung mit Einfügen eines Beckenkammspans. Auch an anderer Stelle des Fußes können Versteifungsoperationen mit Einfügen von Knochenblöcken durchgeführt werden.
In welchen Situationen wird eine Interpositionsarthrodese der Großzehe durchgeführt?
Erhebliche Fehlstellung und gravierendes Funktionsdefizit der Großzehe nach Resektionsarthroplastik MTP-1-Gelenk (Brandes-Operation).
Das Einfügen eines Knochenblocks ist immer dann sinnvoll, wenn dadurch die Länge der Großzehe wiederhergestellt werden soll. Sie wird z.B. durchgeführt, wenn vorher eine Resektionsarthroplastik nach Keller-Brandes (Brandes Operation) durchgeführt worden ist. Die Operation nach Brandes wurde in der Vergangenheit häufig als Operation zur Behandlung eines Hallux valgus oder eines Verschleißes der Großzehe durchgeführt und hat leider häufig zu einer Verkürzung der Großzehe und zu einem Funktionsverlust der Großzehe geführt. Aus diesem Grunde wird die Operation nach Brandes in fußchirurgischen Zentren heute nur noch in Ausnahmefällen durchgeführt! Führt die reduzierte Belastung der Großzehe zu einer Überlastung des zentralen Vorfußes, ist eine operative Rekonstruktion der Großzehe empfehlenswert. Würde man nun direkt die Umwandlung einer Resektionsarthroplastik in eine Versteifung (Arthrodese) durchführen, würde die erhebliche Verkürzung der Großzehe bleiben. Aus diesem Grunde ist es in derartigen Fällen empfehlenswert, ein Knochenblock einzufügen, und so die Länge der Großzehe wiederherzustellen. Dies hat nicht nur optische Gründe, sondern ist auch biomechanisch von Vorteil!
Was sind die Vorteile einer Interpositionsarthrodese des Großzehengrundgelenkes?
Die Länge der Großzehe wird wiederhergestellt. Damit wird der Abdruckpunkt der Großzehe rekonstruiert. Die Vorspannung der noch vorhandenen langen Beugesehne und der langen Strecksehne wird wiederhergestellt. Optisch resultiert ein normaler Fuß.
Was sind die Nachteile einer Interpositionsarthrodese des Großzehengrundgelenkes?
Es handelt sich um ein relativ aufwändiges Operationsverfahren. Zusätzlich muss ein Knochenblock gewonnen werden, der meistens vom Beckenkamm entnommen wird (siehe Beitrag Beckenkammspan). Der vom Beckenkamm entnommene und eingeführte Knochenspan ist zunächst nicht durchblutet. Dies geht mit einem erhöhten Risiko einer unzureichenden knöchernen Heilung zwischen Beckenkammspan und angrenzendem Knochen einher, weshalb das Risiko einer Fehlheilung des Knochens (Pseudarthrose) im Vergleich zu einer normalen Versteifung des Großzehengrundgelenkes erhöht ist.
Bei einigen Patienten kommt es nach einer Resektionsarthroplastik (Brandes-Operation) zu einer Einsteifung des Zehenzwischengelenks der Großzehe (IP-Gelenk). Wird jetzt eine Interpositionsarthrodese durchgeführt, muss die Beweglichkeit des IP-Gelenks wieder entwickelt werden. Dies kann im Einzelfall Probleme bereiten.
Nach einer Interpositionsarthrodese des Großzehengrundgelenkes sind die Patienten in der Wahl der Absatzhöhe eingeschränkt. In dieser Hinsicht unterscheidet sich die Interpositionsarthrodese nicht von einer normalen Arthrodese des Großzehengrundgelenkes.
Als weiterer Nachteil ist zu nennen, dass ein Beckenkammspan entnommen werden muss. Dies führt in aller Regel zu keinen Einschränkungen, sondern lediglich zu einer kleinen Narbe über dem Beckenkamm (siehe Beitrag Beckenkammspan)
Welche Alternativen gibt es zur Interpositionsarthrodese des Großzehengrundgelenkes?
Natürlich sollten zunächst alle Möglichkeiten der konservativen Therapie ausgeschöpft werden (schuhtechnische Versorgung, Einlagenversorgung, Sohlenversteifung, Ballenrolle, etc.). Als Alternative zur Interpositionsarthrodese mit Einfügen eines Knochenspans, kann eine Versteifung des Großzehengrundgelenkes mit einer Verlängerungsosteotomie des 1. Mittelfußknochens kombiniert werden. Welche der beiden genannten Operationen eher zur Lösung des Problems in Betracht kommt, hängt vom genauen präoperativen Defekt der Großzehe ab.
Wie sieht eine typische Nachbehandlung nach einer Interpositionsarthrodese des Großzehengrundgelenkes aus?
Nach einer Interpositionsarthrodese kann der operierte Fuß in aller Regel in einem Verbandsschuh mit steifer Sohle (Vorfußteilentlastungsschuh) belastet werden. Dieser Schuh ist bis zur knöchernen Heilung 6 Wochen post OP zu benutzen. Die knöcherne Heilung wird per Röntgenaufnahme überprüft.
Welches and Ergebnis kann man nach einer Interpositionsarthrodese des Großzehengrundgelenkes erwarten?
Eine knöchern geheilte Interpositionsarthrodese ist unter funktionellen Gesichtspunkten vergleichbar mit einer primären Versteifung des Großzehengrundgelenkes, wie sie z.B. bei fortgeschrittener Arthrose durchgeführt wird. Der Fuß kann in einem konventionellen Schuh normal belastet werden. Es empfiehlt sich eine Sohlenversteifung mit einer Ballenrolle. Auch sportliche Belastungen sind möglich. Allerdings sind die Patienten in der Auswahl der Absatzhöhe eingeschränkt, da die Großzehe nicht mehr in vollem Umfang nach oben ausweichen kann.
Deutliche Lücke nach Vorbereiten der Arthrodese (Versteifung), Knochenblock bereits entnommen und vorbereitet
Eingefügt der Knochenspan und gesamte Arthrodese mit winkelstabiler Platte stabilisiert
Röntgenbild nach Interpositionsarthrodese Großzehengrundgelenk
Klinisches Bild nach Interpositionsarthrodese Großzehengrundgelenk
Fazit
Die Interpositionsarthrodese des Großzehengrundgelenkes ist ein etabliertes und zuverlässiges Verfahren zur Rekonstruktion der Großzehe nach vorausgegangener Resektionsarthroplastik (Brandes-Operation) mit Funktionsdefizit der Großzehe. Die funktionellen Endergebnisse sind gut mit den typischen Einschränkungen, die nach Versteifung des Großzehengrundgelenkes zu erwarten sind.
Häufige Fragen
Wann kann und wann sollte eine Metallentfernung durchgeführt werden?
Nach einer Interpositionsarthrodese sollte die eingebaute Platte, wenn möglich dauerhaft verbleiben, da das zwischengefühlte Knochenstück durch die Platte stabilisiert wird. Es kann Jahre dauern, bis das vom Beckenkamm in die Großzehe versetzte Knochenstück wieder mit Blutgefäßen versorgt und durchdrungen ist und hundertprozentig vital ist.
Was geschieht, wenn es zur Ausbildung eines Falschgelenks also zu einer unzureichenden knöchernen Heilung kommt (Pseudarthrose)?
In derartigen Situationen empfiehlt sich eine erneute Operation mit Anfrischung des Knochens und Anlagerung von Spongiosa und erneuter Stabilisierung durch eine Platte. In seltenen Fällen ist die unzureichende knöcherne Heilung nicht mit Beschwerden verbunden, weshalb die Situation dann so belassen wird.
Literatur
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- Dohle J (2011) Die Interpositionsarthrodese des Großzehengrundgelenks zur Behandlung eines Funktionsdefizits der Großzehe nach Resektionsarthroplastik. Fuß & Sprunggelenk 9:30-38
- Luk PC, Johnson JE, Mccormick JJ et al. (2015) First Metatarsophalangeal Joint Arthrodesis Technique With Interposition Allograft Bone Block. Foot & ankle international. / American Orthopaedic Foot and Ankle Society [and] Swiss Foot and Ankle Society 36:936-943
- Moeller K, Edelmann H (1999) Die Interpositionsarthrodese nach Kaller Brandes Operation. Unfallchirurg
- Waldecker U (2013) [Interpositional arthrodesis of the first metatarsophalangeal joint]. Z Orthop Unfall 151:507-512