Valenti-Resektionsarthroplastik
Für die schnellen Leser – Auf einen Blick
Unter einer Valenti-Resektionsarthroplastik versteht man die Abtragung von prominenten Osteophyten bei Arthrose des Großzehengrundgelenks. Eine solche Resektionsarthroplastik des Großzehengrundgelenkes bietet sich als Behandlungsoption bei mittelgradiger bis fortgeschrittener Arthrose des Großzehengrundgelenkes an, wenn die Beschwerden vor allen Dingen durch die prominenten Osteophyten verursacht werden. Es handelt sich dabei um einen relativ kleinen operativen Eingriff, nachdem der Fuß sofort belastet werden kann. Insgesamt kann aber die Arthrose des Großzehengrundgelenkes nicht behoben werden. Die Valenti-Resektionsarthroplastik hat deshalb aufschiebenden und nicht heilenden Charakter. Im Einzelfall sind Aufwand und zu erwartender Nutzen gegeneinander abzuwägen.
Was ist eine Valenti-Resektionsarthroplastik?
Grafik Valenti-Resektionsarthroplastik
Eine Resektionsarthroplastik nach Valenti ist eine operative Bearbeitung eines verschlissenen Großzehengrundgelenks. Es werden die degenerativ geschädigten Anteile des ersten Mittelfußköpfchens und der Basis des Grundglieds der Großzehe entfernt. Das Verfahren ist nach seinem Erfinder, dem italienischen Fußchirurgen Valente Valenti benannt, der 1976 erstmals diese Operation durchführte. Eine Publikation durch den Inaugurator gibt es leider nicht. Die Valenti-Resektionsarthroplastik unterscheidet sich von der Keller-Brandes Resektion, vor allem dadurch, dass die Anheftung der kurzen Beugesehnen am Grundglied erhalten bleibt, was wesentlich günstiger für die Funktion der Großzehe ist.
In welchen Situationen ist eine Valenti-Resektionsarthroplastik des Großzehengrundgelenkes sinnvoll?
Eine Valenti-Resektionsarthroplastik wird vor allen Dingen bei mittelgradiger bis fortgeschrittener Arthrose des Großzehengrundgelenkes (Hallux rigidus) durchgeführt. Es handelt sich um einen operativen Eingriff, der in offener chirurgischer Technik oder in minimalinvasiver Technik durchgeführt werden kann. Die Valenti-Resektionsarthroplastik ist eine Behandlungsalternative, wenn einen Versteigung (Arthrodese) des Großzehengrundgelenks nicht gewünscht ist, der Verschleiß aber schon so ausgeprägt ist, dass eine „einfache Cheilektomie“ nicht mehr ausreichend ist.
Was sind die Vorteile einer Valenti-Resektionsarthroplastik des Großzehengrundgelenkes?
Im Vergleich zu anderen Korrekturen bei Arthrose des Großzehengrundgelenkes, ist der operative Aufwand und auch die Nachbehandlung relativ überschaubar. Eine isolierte Valenti-Resektionsarthroplastik kann in der Regel als ambulanter Eingriff durchgeführt werden. Nach der Operation ist der Fuß sofort belastbar (es besteht für einige Tage eine Einschränkung aufgrund der postoperativen Schmerzen und der Schwellneigung). Später eventuell erforderliche Korrekturen können immer noch durchgeführt werden, alle weiteren Behandlungsoptionen bleiben erhalten.
Was sind die Nachteile einer Valenti-Resektionsarthroplastik des Großzehengrundgelenkes?
Eine Valenti-Resektionsarthroplastik führt nicht zu einer Rekonstruktion des geschädigten Gelenkknorpels. Es werden lediglich die sehr prominenten knöchernen Ausziehungen (Osteophyten) abgetragen. Damit ist eine weitere Verschlechterung im Laufe der Zeit vorprogrammiert, das heißt es wird in jedem Fall zu einem voranschreitende Arthrose kommen, da das eigentliche Problem, die Schädigung des Gelenkknorpels, ja nicht behoben wird (und behoben werden kann). Leider kann nicht mit Sicherheit vorhergesagt werden, wie schnell im weiteren Verlauf der Verschleiß voranschreiten wird. Oft dauert sie Jahre, bis sich das Gelenk wieder meldet, in diesem Fall hat sich die Valenti-Resektionsarthroplastik dann sehr gelohnt, in anderen Fällen kommt es schnell zu einem voranschreitenden Verschleiß des Gelenkes und Patienten sind von der Valenti-Resektionsarthroplastik enttäuscht. (Patient empfindet den Fuß nach der Operation subjektiv als schlechter als vor der Operation/seltene Konstellation aber nicht unmöglich).
Welche Alternativen gibt es?
Natürlich sollten zunächst die konservativen Behandlungsoptionen der Arthrose ausgeschöpft werden. Hier ist im Wesentlichen eine schuhtechnische Versorgung (Sohlenversteifung, Ballenrolle, Einlage) zu nennen. Bei akuten Beschwerden im Sinne einer Synovitis kann auch eine intraartikuläre Kortikoid-Injektion sinnvoll sein. Ebenfalls gibt es Hinweise, dass intraartikuläre Injektionen von Hyaluronsäure beschwerdelindernd sein können.
Bei Vorliegen einer besonderer anatomischer Konstellation (z.B. Index-Plus/das heißt MFK I ist länger als MFK2), ist auch eine verkürzende plantarisierende Chevron-Osteotomie (Youngswick-Osteotomie) in Erwägung zu ziehen. (Siehe Beitrag Youngswick-Osteotomie)
im Falle einer fortgeschrittenen Arthrose des Großzehengrundgelenkes ist die Versteifung des Großzehengrundgelenkes (Arthrodese) nach wie vor der „goldene Standard“.
Als moderne Alternative steht aktuell zusätzlich die Implantation eines Distanzhalter das aus Hydrogel (Cartiva) zur Verfügung. (Siehe Beitrag Cartiva)
in Ausnahmefällen ist auch eine endoprothetische Versorgung des Großzehengrundgelenkes möglich.
Wie wird eine Valenti-Resektionsarthroplastik des Großzehengrundgelenkes durchgeführt?
In der klassischen offenen Technik wird zunächst ein streckseitiger Hautschnitt über dem Großzehengrundgelenk durchgeführt. Dann wird neben der langen Strecksehne auf das Gelenk vorgegangen. Das Gelenk wird eröffnet, entzündlich veränderte Schleimhaut wird entfernt (Synovektomie). Das Gelenk wird inspiziert, das heißt es wird überprüft, ob eine Cheilektomie noch angemessen ist. Sollte sich wider Erwarten schon ein sehr fortgeschrittener Verschleiß zeigen, wäre gegebenenfalls auf eine Versteifung des Gelenks zu wechseln (dies muss vorher mit dem Patienten besprochen werden). Die streckseitigen knöchernen Ausziehungen (Osteophyten) des ersten Mittelfußköpfchens und des Grundgliedes werden abgetragen. Die Resektion ist in der Regel aggressiver als bei einer einfachen Cheilektomie, was in seltenen Fällen die Stabilität des Gelenks beeinträchtigen kann. Auch die Veränderungen der Grundgliedbasis werden reseziert. Nun erfolgt eine intraoperative Bewegungsprüfung. Es müssen 70° Dorsalextensionsfähigkeit (Bewegung der Großzehe nach oben) erreicht werden. Wird dies nicht erreicht, wird im ersten Schritt die Gelenkkapsel des Großzehengrundgelenkes weiter gelöst und mobilisiert. Danach wird ein schichtweiser Wundverschluss durchgeführt, es erfolgt eine abschließende Röntgenkontrolle und ein steriler Verband.
Ausgeprägte Osteophyten (knöcherne Ausziehungen) des ersten Mittelfußköpfchens nach streckseitig
Deutlich reduzierte Beweglichkeit der Großzehe nach streckseitig
Intraoperatives Bild der Osteophyten (Knochenausziehungen)
Deutlich verbesserte Beweglichkeit des Großzehengrundgelenkes
Deutlich verbesserte Beweglichkeit des Großzehengrundgelenkes
Wie sieht eine Nachbehandlung nach einer Valenti-Resektionsarthroplastik des Großzehengrundgelenkes aus?
Nach der Operation kann der Fuß sofort in einem Verbandsschuh (Vorfußteilentlastungsschuh) belastet werden. Die Hautfäden werden ca. nach 14 Tagen entfernt. Sobald die Wunde sich in adäquater Heilung befindet, kann eine Bewegungsübung des Großzehengrundgelenkes, z.B. unter krankengymnastischer Anleitung, begonnen werden (typischerweise ca. 10 Tage post-OP). Eine rasche Beübung des Großzehengrundgelenkes ist wichtig, da die Beweglichkeit des Gelenks erhalten werden soll und das degenerativ veränderte Gelenk zu Einsteifung neigt!
Fazit
Unter einer Valenti-Resektionsarthroplastik versteht man die Abtragung von prominenten Osteophyten bei Arthrose des Großzehengrundgelenks. Eine solche Resektionsarthroplastik des Großzehengrundgelenkes bietet sich als Behandlungsoption bei mittelgradiger bis fortgeschrittener Arthrose des Großzehengrundgelenkes an, wenn die Beschwerden vor allen Dingen durch die prominenten Osteophyten verursacht werden. Es handelt sich dabei um einen relativ kleinen operativen Eingriff, nachdem der Fuß sofort belastet werden kann. Insgesamt kann aber die Arthrose des Großzehengrundgelenkes nicht behoben werden. Die Valenti-Resektionsarthroplastik hat deshalb aufschiebenden und nicht heilenden Charakter. Im Einzelfall sind Aufwand und zu erwartender Nutzen gegeneinander abzuwägen.
Links
Literatur
- Colò G, Alessio-Mazzola M, Dagnino G et al. (2019) Long-Term Results of Surgical Treatment of Valenti Procedures for Hallux Rigidus: A Minimum Ten-Year Follow-Up Retrospective Study. The Journal of Foot and Ankle Surgery 58:291-294
- Colò G, Samaila E, Magnan B et al. (2019) Valenti resection arthroplasty for hallux rigidus: A systematic review. Foot and Ankle Surgery
- Olms K, Grady JF, Schulz AP (2009) Die Resektionsarthroplastik nach Valenti zur Behandlung des fortgeschrittenen Hallux rigidus. Operative Orthopadie und Traumatologie 20:492
- Saxena A, Valerio DL, Behan SA et al. (2018) Modified Valenti Arthroplasty in Running and Jumping Athletes With Hallux Limitus/Rigidus: Analysis of One Hundred Procedures. The Journal of foot and ankle surgery : official publication of the American College of Foot and Ankle Surgeons